Mit Chauvinismus „den Rechten nicht das Feld überlassen“?

[[English below]]

Von Red-Burned-Boulet

Die folgenschwere Logik, dass Menschen ohne Arbeit, am besten im bürgerlichen Sinne ungebildet, das Gros der Faschisten [1] bildet, ist auch in einer Linken, wie zu lesen sein wird, ein immer wiederkehrendes (falsches) Erklärungsmuster. Dass hierbei ein bürgerlicher Chauvinismus reproduziert wird, will nicht gewusst sein.

Faschisten gibt es in allen Schichten, ob in der Unterschicht, der sogenannten Mittelschicht oder der Oberschicht. Mit den Faschisten der Oberschicht wird gerne – und ganz im (falschen) bürgerlichen Verständnis von Pluralität – in Talkshows diskutiert, die Faschisten der Mittelschicht seien keine Faschisten, sondern Teil der Mehrheitsgesellschaft (dem völkischen/nationalistischen Kollektiv). Auf die Faschisten der Unterschicht wird allerdings mit dem Finger gezeigt, sie gehen in der bürgerlichen Formel auf „arbeitslos/arm/bildungsfern = Nazi“.

Nehmen wir beispielhaft eine Sahra Wagenknecht, eine Politikerin der Partei „die Linke“, welche neben rassistischen und nationalistischen Widerlichkeiten [2], auch die genannte chauvinistische bürgerliche Formel bedient, indem sie die Wähler der AFD zu den „Adressaten“ der Partei „die Linke“ erklärt. [3]

„Arbeiter und Arbeitslose sind unter den Wählern zwar überdurchschnittlich vertreten, machen aber nur ein Viertel der AfD-Gesamtwählerschaft aus, während die übrigen drei Viertel auf Angestellte, Beamte und Selbständige entfallen.“ [4] Denn „hinsichtlich des Einflusses sozioökonomischer Faktoren ist anzuführen, dass die Arbeitslosenquote bzw. der Anteil an SGB II-Beziehenden eines Wahlkreises keinen Einfluss auf die Höhe des AfD-Wahlergebnisses ausüben […].“ [5]

„Arbeiter und Arbeitslose“ als primäre „Adressaten“ der Partei „die Linke“ oder einer Linken im Allgemeinen sind also nicht bei einer AFD zu suchen! Wer dies unternimmt, erklärt eben jene „Arbeiter“ und machen wir uns nichts vor, vor allem die „Arbeitslosen“ in Gänze zu Wählern der AFD. Die, die ihre Stimme der AFD geben, stehen stets auf der anderen Seite der Barrikade, Punkt.

Eine Linke muss also dem Chauvinismus, der sich in der Formel: „arbeitslos/arm/bildungsfern = Nazi“, ob er nun unter „linker“ oder bürgerlicher Flagge daherkommt, widersprechen, und zwar auf das Schärfste.

Der „monokausale“ [6] Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit (Armut) gleich AFD-Wähler, ergo Faschist oder Neonazi ist bürgerliches Erklärungsmuster, welches einer „Linken“ wie Sahra Wagenknecht polemisch gesprochen im Halse stecken zu bleiben hat.

Der Nährboden hingegen für die faschistische Agitation ist vielschichtig, er ist „ökonomischer, soziologischer, politischer oder kultureller Natur“. [7]

Im Folgenden wird versucht den Ursachen einer Faschisierung näherzukommen, in keinstem Fall dient es ihrer Rechtfertigung.

Das „ökonomische“ faschistische Mosaik materialisiert sich in der Verdinglichung in Form von Lohnarbeit innerhalb eines gesellschaftlichen Konkurrenzsystems sowie in der Erniedrigung des Menschen zum Humankapital. In diesem Mosaik, in dieser proklamierten „schrecklichen Normalität“ [8] (nur allzu gern ergänzt um einen Irrationalismus [9]) ist das faschistische Moment bereits angelegt. Es wird „ein positiver Zusammenhang zwischen einer niedrigen Arbeitslosenquote […] einem hohen Pro-Kopf-Haushaltseinkommen […] wie auch einem hohen Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigte*r und einem hohen AfD-Wahlergebnis festgestellt […].“ [5]

Neben der genannten Verdinglichung drückt sich diese „Normalität“ im perfekten (patriarchalen/heteronormativen) Familienglück aus. In einer Normalität, „in der die Welt noch in Ordnung ist“: Von Vater und Mutter, Kinder und das Einfamilienhaus mit gepflegtem Garten und weißem Gartenzaun. Um sich der „Normen und Moralvorstellungen“ [10] „der bürgerlichen-kapitalistischen Gesellschaft“ [11] anzupassen, kann es unter anderem einer „Triebunterdrückung“ [12] bedürfen: einer „Unterwürfigkeit“ [13], die die eigenen „rebellischen Impulse […] durch Angst im Zaum“ [14] halten. Sie kann eine „autoritäre Aggression“ [15] beinhalten, die „die reale oder vermeintliche Missachtung konventioneller Ideale und Normen durch Dritte hart bestraft“ [16] [17]. Diese Normalität verlangt nach einer „Sexualität“ [18], die einer „konventionellen Sexualmoral“ [19] unterworfen ist. Diese ökonomische, soziale, politische und kulturelle „Normalität“ hat das Potenzial, durch ihre Rollenzwänge und in der Angst vor Abweichung zu eben jener „Normalität“ der Entsagung, einen „autoritären Charakter“ [20] als „Antwort“ auf den autoritären Zwang herauszubilden.

Der faschistische Agitator (man stelle sich hier den heimlichen Parteivorsitzenden der AFD Björn Höcke vor) kann hierauf aufbauen und die (vermeidlichen) einfachen Antworten bieten, die eine Linke nicht bieten kann. Unsere Antworten sind komplex und dadurch kompliziert. Der Agitator hingegen hat sie, die „einfachen“ Antworten. Diese sind jedoch nicht radikal, sondern ganz im Gegenteil, die Verschärfung der bestehenden Verhältnisse und deren Barbarisierung. Die Aufhebung erfolgt nicht im Sinne einer Überwindung, die „Aufhebung“ erfolgt (ohne zu erfolgen) reaktionär in der Verstärkung der bestehenden Konkurrenzverhältnisse, der absoluten Brutalisierung derer.

Der faschistische Agitator meint: „Meine Freunde, wir leben in einer Welt der Ungleichheit und Ungerechtigkeit. […] Die Welt ist die Arena eines erbarmungslosen Überlebenskampfes. Warum solltet ihr nicht auf der Seite derer sein, die profitieren? Anstatt mit den Unterdrückten und Leidenden gemeinsame Sache zu machen […] weder Frieden noch Sicherheit, noch Glück [verspreche ich euch]. Ich erzähle euch nichts von Individualität – was immer das Wort bedeuten mag. Ich verachte solche Schlagworte […] Wenn ihr euch mir anschließt, verbündet ihr euch mit Kraft, Stärke und Macht […] Ich biete euch Prügelknaben an – Juden, Radikale […] Ihr könnt sie beschimpfen und schließlich verfolgen. […] Es kommt ja nicht darauf an, daß sie eure wahren Feinde sind, solange ihr sie ausplündern und eure Wut an ihnen auslassen könnt. Ich biete euch nicht eine Utopie, sondern einen realistischen Kampf um den Knochen im Maul des anderen Hundes […] ständiger Kampf ums Überleben. […] Um das zu erreichen müßt ihr mir folgen. Wir wollen eine Bewegung des Schreckens organisieren. Wir werden uns mit den Mächtigen verbünden, um einen Teil ihrer Privilegien zu gewinnen. Anstatt Gefangene werden wir Polizisten sein. Und ich bin euer Führer. […]“ [21]

Durch das Aufgreifen der „Zwänge und Ängste“ der bestehenden Verhältnisse und die Übertragung in absolute autoritäre Uniformität bekundet der Agitator das faschistische Moment. Nicht die Überwindung des Bestehenden [22], sondern dessen Zementierung in der Barbarei ist das Ziel. [23] Die absolute Auslöschung des Individuums unter der Macht „des Führers“.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Kapitalismus vermittelt durch die verdinglichende Lohnarbeit und die das Individuum unterdrückende Entwicklung des autoritären Charakters den besten Nährboden für faschistische Agitatoren bietet, ihre menschenfeindliche Saat zu sähen.
Klar muss aber auch sein, dies resultiert nicht notwendig in einer Faschisierung. Es stellt gleichwohl eine reale Gefahr dar, die ihr brutales Gesicht nur allzu oft bereits zeigte.

Widersprechen wir also dem falschen bürgerlichen Chauvinismus, der Gleichsetzung von arm und faschistisch, auch wenn er von vermeintlich Links kommt. Nicht die im wahrsten Sinne ärmsten Schweine sind das faschistische Potenzial, es ist die propagierte Normalität selbst. Das „Da ist die Welt noch in Ordnung“ bleibt eine brandgefährliche Lüge.

Einer emanzipatorischen Linken muss es also darum gehen »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«. [Karl Marx] und somit neue Verhältnisse zu schaffen, in denen man/ich ohne Zwang und Angst man/ich selbst sein kann. Dies entzieht dem „autoritären Charakter“ den Nährboden und ohne diesen Charakter steht der faschistische Agitator auf weiter Flur allein. Um dies zu erreichen, bedarf es der radikalen Aufhebung der bestehenden Verhältnisse, welche maßgeblich durch Kapitalismus und ein ihn bedienendes Patriarchat geformt sind.

Auf dem Weg zu dieser radikalen Aufhebung ist der Streit um politische Liberalisierung [24] unseres Alltags und um die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen von zentraler Bedeutung. Doch wird die Aufhebung des Falschen nur möglich sein, indem das Gros der Lohnabhängigen Klasse über nationale Grenzen hinweg sagt: „Schluss, es reicht“.

Die Freiheit des Individuums, welche bedeutet, den eigenen Bedürfnissen folgen zu können, abseits von Entsagung und dem Zwang, muss das Ziel sein.

Eine Gesellschaft, die als normal akzeptiert, dass alles Ware ist, einschließlich des stets austauschbaren Menschen, welcher als Mensch nichts, sondern nur als Arbeitskraftbehälter etwas ist, stellt eine potenzielle Gefahr hin zum Faschismus dar. Diese „Normalität“, in der das Individuelle nicht sein darf, ist gefährlich.

Um nun aber das Geltende aufzuheben und damit Kapitalismus und das ihn bedienende Patriarchat zu beenden, bedarf es Streiks [25], die die Kapital-Akkumulation aussetzten. Die „richtige“ Wut ist an die grundlegenden Verhältnisse zu adressieren, welche die eigentliche Ursache eben jener darstellen. Es braucht den Bruch mit dem Arbeitsfetisch, den Bruch mit der politischen Ökonomie, den Bruch mit der kapitalistischen Logik und eine Hinwendung zu einer radikal demokratisch organisierten – Armut und Lohnarbeit nicht kennenden – und an menschlichen Bedürfnissen orientierten Produktion. Um dies zu bewirken, braucht es (antifaschistische) Massen, und um diese zu erreichen, braucht es weder Paternalismus [26] noch ein chauvinistisches „den Rechten nicht das Feld überlassen“. Es braucht das fordernde Gespräch, suchen wir es!


Quellenangaben und Anmerkungen:

[1] Faschismus

„Der Faschismus, den wir heute sehen, ist nicht derselbe wie vor 80 Jahren. Die Gesellschaft hat sich verändert und mit ihr die faschistische Ideologie und Bewegung. Die Organisationen sind andere, der Sprachgebrauch hat sich gewandelt und mit ihm auch die politische Propaganda und ihre Medien, der politische Inhalt wurde neu formuliert. Der Kern der Ideologie aber, die Ziele, für die die Leute heute wieder unter dem Banner des Faschismus marschieren, sind genau dieselben wie schon in den 1930er-Jahren. … die Grundideen sind aber die alten geblieben. Es ist dieselbe Verachtung für alles, was als fremd und schwach empfunden wird, diese Verherrlichung einer als völkisch gedachten Gemeinschaft, dieselbe Verachtung für die Demokratie und für ein Denken, in dem alle Menschen denselben Wert haben, derselbe Glaube an das Recht, das sich der Stärkere nimmt – damals wie heute.

Die Verherrlichung der Gewalt als politisches Instrument zieht sich als roter Faden durch die Geschichte des Faschismus.“

Aus „Was ist eigentlich Faschismus?“ von Kalle Johansson und Lena Berggren

https://www.jacobystuart.de/buecher-von-jacoby-stuart/comic-graphic-novel/was-ist-eigentlich-faschismus/

[2] „Sahra Wagenknechts Wir“

https://mission-lifeline.de/sahra-wagenknechts-wir/

„“Wer Gastrecht missbraucht“, sagt Wagenknecht, „der hat Gastrecht dann eben auch verwirkt.“ Das sei „ganz klar Position“ der Linken.““

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sahra-wagenknecht-zum-asylrecht-die-gast-rechte-a-1071614.html

[3] „“Und deswegen hoffe ich, dass wir auch viele von denen erreichen, die zurzeit aus Frust, aus Verärgerung über die bisherige Politik darüber nachdenken, AfD zu wählen, aber nicht, weil sie deren Parolen unbedingt gut finden, sondern wirklich nur, weil sie sagen: ‚Ich will deutlich machen, dass sich was ändern muss'““

https://www.n-tv.de/politik/Wagenknecht-will-AfD-Protestwaehler-abjagen-article19497221.html

[4] „Wahlergebnisse und Wählerschaft der AfD“

https://www.bpb.de/themen/parteien/parteien-in-deutschland/afd/273131/wahlergebnisse-und-waehlerschaft-der-afd/

[5] „Ist die AfD in ländlichen Räumen besonders erfolgreich? (von Larissa Deppisch, Andreas Klärner & Torsten Osigus)“

https://www.idz-jena.de/wsddet/wsd5-11

[6] „Fest steht, dass Radikalisierung nie monokausal ist, also immer mehrere Ursachen hat (Logvinov 2014: 148f.). Allerdings muss betont werden, dass selbst, wenn mehrere dieser Faktoren auf eine Person zutreffen, nicht zwangsläufig eine Radikalisierung folgen muss.“

https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/reflect-your-past/313952/radikalisierung-und-deradikalisierung/

[7] „Auswirkung auf die Radikalisierung einer Person können Bedingungen haben, die ökonomischer, soziologischer, politischer oder kultureller Natur sind, wie soziale Unterdrückung, Identitätskrisen, Diskriminierungserfahrungen, (schulische/berufliche) Misserfolge, fehlende Perspektiven, Konkurrenzangst, die Suche nach eigener Identität oder Protest gegen Ungerechtigkeit (jup! Berlin o. J.).“

https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/reflect-your-past/313952/radikalisierung-und-deradikalisierung/

[8] „Die schreckliche Normalität“

https://berlin.dieplattform.org/2021/05/27/die-schreckliche-normalitaet/

[9] “Der Irrationalismus mit all seinen esoterischen Facetten ist der größte Feind des Humanismus und ein Begleiter und Vor(be)reiter antidemokratischer und faschistischer gesellschaftlicher Entwicklungen.”

Jutta Ditfurth: “Worum es geht” S. 12/13

„erste Versuch vor, Autoritätsglauben, Gefühlsmystik, gnostische Phantasterei in die freie Wissenschaft des Denkens einzuschmuggeln“

Friedrich Engels (1843)

[10]„Kritische Theorie“ S. 77 – S.79

http://www.theorie.org/titel/595_kritische_theorie

[10 – 16 / 18 – 20] ebd.

[17] „ZDF-Politbarometer: Mehrheit für strengere Bürgergeld-Sanktionen“

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/politbarometer-buergergeld-einigung-zu-sanktionen-richtig-102.html

[21] „Leo Löwenthal Schriften. 5 Bände Band 3: Falsche Propheten“

„Meine Freunde, wir leben in einer Welt der Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Wer immer glaubt, daß dieser Zustand sich je ändern wird, je geändert werden könnte, ist ein Narr oder Lügner. Unterdrückung und Ungerechtigkeit sind – wie Krieg und Hungersnot – die Begleiterscheinungen der menschlichen Existenz. Idealisten, die dies leugnen, belügen sich selbst – schlimmer noch: sie führen euch an der Nase herum. In Gesten humaner Brüderlichkeit zu schwelgen, ist nur ein Köder für Einfaltspinsel und Dummköpfe, die sich dadurch von ihrem rechtmäßigen Anteil an der heutzutage vorhandenen Beute abhalten lassen. Sagt euch nicht eure eigene Erfahrung, daß ihr für euren Idealismus immer habt zahlen müssen? Seid praktisch Die Welt ist die Arena eines erbarmungslosen Überlebenskampfes. Warum solltet ihr nicht auf der Seite derer sein, die profitieren?

Anstatt mit den Unterdrückten und Leidenden gemeinsame Sache zu machen, schließt euch mir an. Ich verspreche euch weder Frieden noch Sicherheit, noch Glück. Ich erzähle euch nichts von Individualität – was immer das Wort bedeuten mag. Ich verachte solche Schlagworte, wenn ich sie auch gelegentlich, wenn’s paßt, selbst verwende.

Wenn ihr euch mir anschließt, verbündet ihr euch mit Kraft, Stärke und Macht – den Waffen, die am Ende alle Streitigkeiten entscheiden. Ich biete euch Prügelknaben an – Juden, Radikale, Plutokraten und sonstige Kreaturen, die unsere Fantasie erfinden kann. Ihr könnt sie beschimpfen und schließlich verfolgen. Worin besteht der Unterschied? Es ist ja gleichgültig. Es kommt ja nicht darauf an, daß sie eure wahren Feinde sind, solange ihr sie ausplündern und eure Wut an ihnen auslassen könnt.

Ich biete euch nicht eine Utopie, sondern einen realistischen Kampf um den Knochen im Maul des anderen Hundes; das ist unser Programm. Nicht Frieden, sondern ständiger Kampf ums Überleben. Nicht Überfluß, aber den Löwenanteil. Könnt ihr, wenn ihr realistisch seid, mehr erwarten?

Um das zu erreichen müßt ihr mir folgen. Wir wollen eine Bewegung des Schreckens organisieren. Wir werden uns mit den Mächtigen verbünden, um einen Teil ihrer Privilegien zu gewinnen. Anstatt Gefangene werden wir Polizisten sein. Und ich bin euer Führer. Ich werde für euch denken und euch sagen, was zu tun ist. In meiner Führerrolle werde ich euch euer Leben vorleben, und ich werde euer Beschützer sein. In der Hölle meiner Erbarmungslosigkeit winkt euch ein trautes Heim.“

https://www.suhrkamp.de/buch/leo-loewenthal-schriften-5-baende-t-9783518285039

[22] „Der an die Macht gelangte Faschismus lässt die bestehende Gesellschaftsordnung grundsätzlich unangetastet.“

https://www.wissen.de/lexikon/faschismus

[23] „Rechter Sozialkahlschlag“

„Robert D. Meyer über die Pläne der Faschistin Giorgia Meloni

Wie versprochen, so geliefert: Die Faschistin Giorgia Meloni und ihre extrem rechte Regierung in Italien will das Bürgereinkommen – vergleichbar mit Hartz IV – nahezu ersatzlos abschaffen. Künftig soll es weniger finanzielle Hilfe für weniger Menschen geben, die dafür härtere Bedingungen erfüllen müssen. Es ist Sozialkahlschlag mit Ansage… Melonis Wähler*innen wussten, was sie erwarten dürfen.

Genauso verhält es sich hierzulande mit der AfD: In der Debatte um die Einführung des Bürgergeldes forderte die Bundestagsfraktion eine »aktivierende Grundsicherung«, was da hieß, nach sechs Monaten sollten alle Leistungsbezieher*innen zur »Bürgerarbeit« verpflichtet sein. Als Sanktion sollte zudem eine »Sachleistungs-Karte« statt Geld möglich sein.

Ziel der extremen Rechten ist kein starker Sozialstaat. Ideologie und Methode fußen darauf, Abstiegsängste zu schüren, Prekarisierte gegeneinander auszuspielen, gesellschaftlich nach unten zu treten. Strategien im Kampf gegen Rechts müssen dies viel klarer als bisher betonen.“

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1168786.italien-unter-giorgia-meloni-rechter-sozialkahlschlag.html

[24] „Der Abbau von repressiven Funktionen des Staates wird politische Liberalisierung genannt; oft im Kontext von Minderheitenschutz, Menschenrechten, Verboten und der Umwandlung bzw. Abschwächung von Strafmaßnahmen gebraucht.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Liberalisierung

[25] Kampagne für ein umfassendes Streikrecht

https://rechtaufstreik.noblogs.org/

[26] Ohne Bevormundung, die sich auch darin ausdrückt, dass man Menschen nicht zutraut, das Komplexe und dadurch Komplizierte durchdringen zu können. Das Niveau einer „Bild-Zeitung“ spiegelt das herrschende Diskurs-Niveau wieder, nicht doch das intellektuelle Niveau des Menschen.

Wer die radikale Veränderung möchte, darf nicht am bestehenden intellektuellen Niveau festhalten oder es gar bedienen, das herrschende Niveau ist Teil der herrschenden Verhältnisse.


With chauvinism, „don’t leave the field to the right“?

By Red-Burned-Boulet

The logic that people without work, preferably uneducated in the bourgeois sense, form the bulk of the fascists [1] is a recurring and false explanatory pattern even in the left. No one wants to hear, that bourgeois chauvinism is reproduced here.

Fascists exist in all strata, whether in the lower class, the so-called middle class or the upper class. Talk show hosts like to discuss with the fascists of the upper class, the fascists of the middle class are not fascists, but part of the majority society (the völkisch/nationalist collective) and fingers are pointed at the fascists of the lower class, who fill the stereotype „unemployed/poor/uneducated = Nazi“.

Let’s take as an example one Sahra Wagenknecht, a politician of the party „the Left“, who besides racist and nationalist talking points[2], also espouses the aforementioned chauvinist bourgeois stereotype by declaring the voters of the AFD to be the „addressees“ of the party „the Left“. [3]

„Workers and the unemployed are disproportionately represented among the electorate, but they make up only a quarter of the total AfD electorate, while the remaining three quarters are made up of white-collar workers, civil servants and the self-employed.“ [4] This is because „with regard to the influence of socioeconomic factors, it should be noted that the unemployment rate or the proportion of SGB II (German unemployment benefits) recipients in a constituency do not exert any influence on the level of the AfD election result […].“ [5]

„Workers and unemployed“ as primary „addressees“ of the party „the Left“ or of the Left in a general sense are thus not to be sought in the AFD! Whoever undertakes this, declares just those „workers“, and let’s not fool ourselves, especially the “unemployed”, to be voters of the AFD. Those who give their vote to the AFD are always on the other side of the barricade, period.

The Left must therefore oppose this chauvinist stereotype, whether it comes from the „Left“ or bourgeois society, and it must do so strongly.

The „monocausal“ [6] connection between unemployment (poverty) and AFD voter, ergo fascist or neo-Nazi, is a bourgeois explanatory pattern should be left unspoken by “leftists” like Sahra Wagenknecht.

The breeding ground for fascist agitation, is multi-layered; it is „economic, sociological, political or cultural in nature.“ [7]

The following is an attempt to get closer to the causes of fascization and in no way does it serve to justify it.

The „economic“ fascist mosaic materializes in the reification in the form of wage labor within a social system of competition as well as in the degradation of humans to human capital. In this mosaic, in this proclaimed „terrible normality“ [8] (all too readily supplemented by irrationalism [9]), the fascist moment is already inherent. There is a „positive correlation between a low unemployment rate […] a high per capita household income […], as well as a high share of employees subject to social security contributions and a high AfD election result […].“ [5]

In addition to this reification, this „normality“ is expressed in perfect (patriarchal/heteronormative) family happiness. In a normality „in which the world is still alright“: of father and mother, children, and the single-family house with a well-tended garden and white picket fence. In order to adapt to the „norms and moral standards“ [10] „of bourgeois-capitalist society“ [11], it may require, among other things, a „suppression of drives“ [12]: „submissiveness“ [13] that keeps one’s „rebellious impulses […] in check through fear“ [14]. It may involve an „authoritarian aggression“ [15] that „harshly punishes third parties‘ real or perceived disregard for conventional ideals and norms“ [16] [17]. This normalcy calls for a „sexuality“ [18] that is subject to a „conventional sexual morality“ [19]. This economic, social, political, and cultural „normality“ has the potential, through its role constraints and in the fear of deviation from that very „normality“ of renunciation, to form an „authoritarian character“ [20] as a „response“ to authoritarian coercion.

The fascist agitator (imagine here the “secret” party leader of the AFD Björn Höcke) can build on this and offer the (seemingly) simple answers that a left cannot offer. Our answers are complex and thus complicated for the recipient. The agitator, however, has the „simple“ answers. These, nevertheless, are not radical, but quite the opposite, the exacerbation of existing conditions and their barbarization. The abolition does not take place in the sense of overcoming, the „abolition“ takes place (without taking place) in the intensification of the existing competitive relations, the absolute brutalization of them.

The fascist agitator means: „My friends, we live in a world of inequality and injustice. […] The world is the arena of a merciless struggle for survival. Why should you not be on the side of those who benefit? Instead of making common cause with the oppressed and suffering […] neither peace nor security nor happiness [I promise you]. I tell you nothing of individuality – whatever that word may mean. I despise such slogans […] If you join me, you ally yourselves with power, strength and might […] I offer you whipping boys – Jews, radicals […] You can insult them and finally persecute them. […] It doesn’t matter that they are your real enemies, as long as you can plunder them and vent your rage on them. I offer you not a utopia, but a realistic struggle for the bone in the other dog’s mouth […] constant struggle for survival. […] To achieve this you must follow me. We want to organize a movement of terror. We will ally ourselves with the powerful in order to win a part of their privileges. Instead of prisoners, we will be policemen. And I will be your leader (ger. “Führer”). […]“ [21]

By taking up the „constraints and fears“ of existing conditions and transposing them into absolute authoritarian uniformity, the agitator manifests the fascist moment. Not overcoming the existing [22], but cementing it in barbarism is the goal. [23] The absolute extinction of the individual under the power of „the führer“.

In summary, it can be said that capitalism mediated by the reified wage labor and the development of the authoritarian character oppressing the individual provides the best breeding ground for fascist agitators to sow their hateful seeds.

But it must also be clear that this does not necessarily result in fascization. Nevertheless, it represents a real danger, which has already shown its brutal face all too often.

So let us oppose the false bourgeois chauvinism, the equation of poor and fascist, even if it comes from the supposed left. The fascist potential is not found among the poorest pigs in the truest sense of the word, but it is the propagated normality itself. The „The world was still alright then“ remains a dangerous lie.

An emancipatory left must therefore be concerned with „overturning all relations in which the human is a degraded, a subjugated, an abandoned, and being to have contempt for.“ [Karl Marx] and thus to create new conditions in which one/one can be oneself without coercion and fear. This removes the breeding ground of the „authoritarian character“ and without this character, the fascist agitator stands alone in the open. In order to achieve this, it requires the radical abolition of existing relations, which are decisively formed by capitalism and patriarchy.

On the way to this radical abolition, the struggle for political liberalization [24] of our everyday life and for the improvement of our working conditions is of central importance. But the abolition of the wrong will only be possible by the bulk of the wage-earning class saying across national borders: „Enough is enough.“

The freedom of the individual, which means to be able to follow one’s own needs, away from renunciation and coercion, must be the goal.

A society that accepts as normal that everything is a commodity, including the always interchangeable human being, who is nothing as a human being but only something as a container of labor power, represents a potential danger towards fascism. This „normality“, in which the individual is not allowed to be, is dangerous.

But now, to abolish the current order and thus end capitalism and the patriarchy that serves it, strikes [25] are needed to suspend capital accumulation. The „rightful“ rage is to be addressed at the fundamental relations, which are the real cause of this rage. It needs to break with work, with political economy, with capitalist logic, and turn to a radically democratically organized production, which does not know of poverty and wage labor, and is oriented towards human needs. To bring this about, (anti-fascist) masses are needed, and to reach them, neither paternalism [26] nor a chauvinistic „don’t leave the field to the right“ is needed. It needs the demanding conversation, let’s seek it!


References and notes:

[1] Fascism

„The fascism we see today is not the same as it was 80 years ago. Society has changed and with it the fascist ideology and movement. The organizations are different, the use of language has changed and with it the political propaganda and its media, the political content has been reformulated. But the core of the ideology, the goals for which people march again today under the banner of fascism, are exactly the same as they were in the 1930s. … but the basic ideas have remained the same. It is the same contempt for everything that is perceived as foreign and weak, this glorification of a community conceived as a nation, the same contempt for democracy and for a way of thinking in which all people have the same value, the same belief in the right of the strongest – then as now.

The glorification of violence as a political instrument runs as a thread through the history of fascism.“

From „What Is Fascism, Anyway?“ by Kalle Johansson and Lena Berggren.

https://www.jacobystuart.de/buecher-von-jacoby-stuart/comic-graphic-novel/was-ist-eigentlich-fasch

[2] „Sahra Wagenknecht’s We“

https://mission-lifeline.de/sahra-wagenknechts-wir/

„Whoever abuses the right of hospitality,“ Wagenknecht says, „has then also forfeited the right of hospitality.“ That is „quite clearly the position“ of the Left.“

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sahra-wagenknecht-zum-asylrecht-die-gast-rechte-a-1071614.html

[3] „“And that’s why I hope that we will also reach many of those who are currently thinking about voting for AfD out of frustration, out of annoyance with the politics of the past, but not because they necessarily like their slogans, but really just because they say: ‚I want to make it clear that something has to change'““

https://www.n-tv.de/politik/Wagenknecht-will-AfD-Protestwaehler-abjagen-article19497221.html

[4] „AfD Election Results and Voters.“

https://www.bpb.de/themen/parteien/parteien-in-deutschland/afd/273131/wahlergebnisse-und-waehlerschaft-der-afd/

[5] „Is the AfD particularly successful in rural areas? (by Larissa Deppisch, Andreas Klärner & Torsten Osigus)“

https://www.idz-jena.de/wsddet/wsd5-11

[6] „It is certain that radicalization is never monocausal, i.e. always has several causes (Logvinov 2014: 148f.). However, it must be emphasized that even if several of these factors apply to a person, radicalization does not necessarily follow.“

https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/reflect-your-past/313952/radikalisierung-und-deradikalisierung/

[7] „Impact on a person’s radicalization can be conditions that are economic, sociological, political, or cultural in nature, such as social oppression, identity crises, experiences of discrimination, (educational/vocational) failure, lack of prospects, fear of competition, the search for one’s own identity, or protest against injustice (jup! Berlin n.d.).“

https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/reflect-your-past/313952/radikalisierung-und-deradikalisierung/

[8] „The Terrible Normality“

https://berlin.dieplattform.org/2021/05/27/die-schreckliche-no

[9] „Irrationalism with all its esoteric facets is the greatest enemy of humanism and a companion and precursor of anti-democratic and fascist social developments.“

Jutta Ditfurth: „What it’s all about“ p. 12/13

„first attempt before to smuggle authority belief, emotional mysticism, gnostic phantastery into the free science of thought“

Friedrich Engels (1843)

[10]“Critical Theory“ p. 77 – p.79

http://www.theorie.org/titel/595_kritische_theorie

[10 – 16 / 18 – 20] ibid.

[17]“ZDF-Politbarometer: Majority for stricter citizen’s income sanctions“

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/politbarometer-buergergeld-einigung-zu-sanktionen-richtig-102.html

[21] „Leo Löwenthal Writings. 5 Volumes Volume 3: False Prophets“

„My friends, we live in a world of inequality and injustice. Whoever believes that this state of affairs will ever change, could ever be changed, is a fool or a liar. Oppression and injustice, like war and famine, are the concomitants of human existence. Idealists who deny this are lying to themselves – worse, they are leading you around by the nose. Indulging in gestures of humane brotherhood is just bait for simpletons and fools who let it keep them from their rightful share of the spoils available today. Does not your own experience tell you that you have always had to pay for your idealism? Be practical The world is the arena of a merciless struggle for survival. Why should you not be on the side of those who benefit?

Instead of making common cause with the oppressed and suffering, join me. I promise you neither peace nor security nor happiness. I don’t tell you about individuality – whatever that word means. I despise such buzzwords, though I occasionally use them myself when it suits.

When you join me, you ally yourselves with power, strength and might – the weapons that ultimately decide all disputes. I offer you whipping boys – Jews, radicals, plutocrats and other creatures our imagination can invent. You can insult them and eventually persecute them. What is the difference? After all, it doesn’t matter. It doesn’t matter that they are your real enemies, as long as you can plunder them and vent your rage on them.

I offer you not a utopia, but a realistic struggle for the bone in the other dog’s mouth; that is our program. Not peace, but constant struggle for survival. Not abundance, but the lion’s share. If you are realistic, can you expect more?

To achieve this you must follow me. We want to organize a movement of terror. We will ally ourselves with the powerful in order to win a part of their privileges. Instead of prisoners, we will be policemen. And I am your leader. I will think for you and tell you what to do. In my role as leader, I will model your lives for you, and I will be your protector. In the hell of my pitilessness, a home sweet home beckons you.“

https://www.suhrkamp.de/buch/leo-loewenthal-schriften-5-baende-t-9783518285039

[22] „Fascism that has come to power basically leaves the existing social order untouched.“

https://www.wissen.de/lexikon/faschismus

[23] „Right-wing social clear-cutting.“

Robert D. Meyer on the plans of fascist Giorgia Meloni

As promised, so delivered: Fascist Giorgia Meloni and her extreme right-wing government in Italy want to abolish the Citizen’s Income – comparable to Hartz IV – almost without replacement. In the future, there will be less financial aid for fewer people, who will have to fulfill tougher conditions in return. It’s social austerity with an announcement…. Meloni’s voters knew what they could expect.

It is the same in Germany with the AfD: In the debate about the introduction of the citizen’s income, the Bundestag faction demanded an „activating basic income“, which meant that after six months all benefit recipients should be obliged to do „citizen’s work“. As a sanction, it should also be possible to receive a „stamps“ instead of money.

The goal of the extreme right is not a strong welfare state. Their ideology and methods are based on stoking fears of social decline, playing poor people off against each other, and punching down socially. Strategies in the fight against the right must emphasize this much more clearly than before.“

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1168786.italien-unter-giorgia-meloni-rechter-sozialkahlschlag.html

[24] „The dismantling of repressive functions of the state is called political liberalization; often used in the context of minority protection, human rights, prohibition, and the transformation or weakening of punitive measures.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Liberalisierung

[25] Campaign for a comprehensive right to strike.

https://rechtaufstreik.noblogs.org/

[26] Without paternalism, which is also expressed in the fact that people are not trusted to be able to penetrate the complex and thus complicated. The level of the „Bild-Zeitung“ reflects the prevailing level of discourse, but not the intellectual level of human beings. Those who want radical change, must not hold on to the existing intellectual level or even serve it, the dominant intellectual level is part of the ruling order.

Ein Gedanke zu “Mit Chauvinismus „den Rechten nicht das Feld überlassen“?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert