Da uns sowohl öffentlich als auch privat mehrfach Kritik an unserer Teilnahme an der No War But Class War Demo erreicht hat, möchten wir uns mit dieser Stellungnahme dazu öffentlich äußern.
Wir haben uns im Vorhinein mit der Frage, ob wir bei dieser Demo teilnehmen sollten, schwergetan. Mehrere Mitglieder standen der Demo klar ablehnend gegenüber, weil zu erwarten war, dass auf der Demo Positionen vertreten werden würden, die wir klar ablehnen. Ein Beispiel hierfür wäre das Bestreiten der Tatsache, dass die Russische Föderation für diesen Krieg verantwortlich ist und dass der Zusatz “aber die NATO” nur diese Realität relativiert. In keinem der Aufrufe wurde das russische Großmachtstreben oder der völkische Nationalismus in Russland intensiv behandelt. Die Positionen der Genoss:innen aus Osteuropa hatten ebenfalls keinen Platz auf der Demo. Zu beidem hätten wir gerne eine Rede verfasst, was uns leider aufgrund von Zeitmangel nicht möglich war. Die aufrufenden Gruppen waren inhaltlich so verschieden, dass wir uns gefragt haben, warum die verschiedenen Gruppen überhaupt gemeinsam zu einer Demonstration aufrufen, denn eine tiefgehende gemeinsame Position war damit schwer umsetzbar. Der Grund für uns dann doch zur Demo aufzurufen war die Einladung als Teil des antiautoritären Blocks an der Demo teilnehmen zu können. Klar abgetrennt von autoritären Kommunisten laufen zu können, hat für uns die Situation klar verbessert. Trotzdem hätten wir eine explizit antiautoritäre Demo definitiv dieser vorgezogen.
Wir müssen selbstkritisch einräumen, dass wir es nicht geschafft haben vor der Demo unsere Positionen und unsere inhaltlichen Differenzen mit der Orga deutlich zu machen. Wir haben persönlich an uns herangetragene Kritik bereits beantwortet und wollen auch an dieser Stelle deutlich machen, dass wir solidarisch mit unseren Genoss:innen in Osteuropa stehen. Wir nehmen die formulierte Kritik an der Mittel- und Westeuropäischen Linken ernst und distanzieren uns klar von Putinfreunden und Leuten, die den Menschen vor Ort empfehlen sich einfach der russischen Aggression zu beugen. Zurzeit beschäftigen wir uns intensiv mit den Umständen und Folgen des Ukrainekriegs und werden in Zukunft weiter daran arbeiten, in dieser Debatte der anarchistischen Stimme stärkeres Gehör zu verschaffen.
Liebe Freund: innen von der Plattform!
Euer selbstkritisches Statement und Resume bezüglich der zurückliegenden Demo finde ich, insbesondere in diesen politisch aufgeladenen, polarisierenden Zeiten, als mutig und Beispiel gebend. Andere Organisationen hätten bei einer ex- post- Kritik in selbst rechtfertigender Manier zurück geschlagen und sich selbst demaskiert.
Danke hierfür und alles Gute Euch!
Solidarische Grüße!
Hans- Peter