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Wir fordern die soziale und politische Gleichheit aller Menschen, die wir nur in einer egalitären, klassenlosen und herrschaftsfreien Gesellschaft gewährleistet sehen. Die materielle Grundlage hierfür ist – im Gegensatz zum bestehenden Kapitalismus mit all seinen Konkurrenz- und Eigentumsverhältnissen sowie dessen Sachzwang einer permanenten Erwirtschaftung von Profit – das bedürfnisorientierte Wirtschaften und schließlich eine für alle frei zugängliche Verfügung des selbst Produzierten.
Hierzu ist nach unserer Ansicht die Vergesellschaftung der Produktionsmittel mithilfe einer sozialen Revolution vonnöten.
Diese schafft die Grundlage einer gesellschaftlichen Mitbestimmung für alle Menschen und bildet die Rahmenbedingung für bestmögliche Selbstverwaltung auf freiwilliger Basis.
Neben der ökonomischen Gleichheit steht für uns die Freiheit zur Selbstbestimmung jedes Individuums im Zentrum unserer Forderung. Frei ist für uns, wer Angst- und zwangsfrei er/sie selbst sein kann. In diesem Sinne sehen wir uns als Teil emanzipatorischer Bestrebungen zur Aufhebung jeglicher Diskriminierungsformen.
Ein solidarisches Miteinander im Sinne einer Auflösung von gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismen darf dabei nicht auf die radikale Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse warten, sondern muss bereits im Hier und Jetzt jedwede Möglichkeit der Emanzipation wahrnehmen, zum Beispiel den Kampf um ökonomische Verbesserungen für die lohnabhängige Klasse.
Wir stellen uns vor
Wir als Berliner Lokalgruppe sind Teil der bundesweit organisierten anarchakommunistischen Föderation
„die Plattform“
Unsere Arbeit endet aber selbstverständlich nicht an nationalen Grenzen, sondern wir halten Kontakt mit Gruppen gleicher oder ähnlicher anarchistischer Ausrichtung weltweit. Gemeinsam erarbeiten wir überregional theoretische Grundlagen, nach denen wir verbindlich politisch arbeiten und agieren. Daraus entwickeln wir strategische Praktiken – sprich, in welcher Form wir an politischen und sozialen Prozessen teilnehmen wollen. Die Entscheidungsprozesse unserer Föderation werden dabei in solidarischer und direktdemokratischer Form miteinander geführt.
Als Berliner Lokalgruppe möchten wir unseren Teil zu einer anarchistischen Stadtkultur beitragen, die in Berlin bereits auf eine weit bekannte linksalternative Subkultur zurückgreifen kann. Zusätzlich bestimmen (Haus) Projekte, meist autonom geprägte, aber auch explizit klassenkämpferische Gruppen die örtliche Szene. Wir sehen uns als ergänzende Kraft zu bestehenden Ansätzen, die in die Gesellschaft hinein wirken und dadurch unsere anarchistischen Ideen und Praktiken bekannter machen soll.
Wir sind froh darüber, mit dieser Vorgehensweise nicht allein zu sein, sondern mehrere befreundete Gruppen und Initiativen an unserer Seite zu wissen. Lasst uns gemeinsam das definitiv vorhandene Potenzial für einen klassenkämpferischen und feministischen Anarchismus aktivieren und mit unseren Genoss:innen Verbesserungen für unsere Lebensbedingungen erkämpfen!
Unsere Schwerpunkte
Arbeitskämpfe
Als Lohnabhängige fordern wir die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Das heißt für uns etwa die Forderung nach Lohnerhöhung, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, mehr Erholungsurlaub, Streikrecht, Kündigungsschutz, Gleichstellung am Arbeitsplatz, umfänglicher Arbeitsschutz und finanzielle Absicherung im Alter sowie im Krankheitsfall.
Als klassenkämpferische Föderation streben wir jedoch nicht nur eben jene Verbesserungen an, sondern ebenfalls eine radikale Neuorganisation und Strukturierung ökonomischer Produktionsprozesse und zwar im bereits genannten Sinne.
Für Arbeitskämpfe „vor Ort“ raten wir unbedingt zum Beitritt der Gewerkschaft FAU.
Anarchafeminismus
Wir sind eine Organisation, die die Unterdrückung von Menschen auch aufgrund von sozial konstruiertem Geschlecht und Sexualität überwinden will. Patriarchat und Kapitalismus sind für uns untrennbar miteinander verwoben, weshalb wir den Schritt zu einer befreiten Gesellschaft nur in der konsequenten Abschaffung beider Systeme sehen.
Es geht uns ferner nicht darum, (uns) als FLINTA (Frauen, Lesben, Inter Menschen, Nicht-binäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen) im bestehenden kapitalistischen System zu emanzipieren und uns individuell eine bessere Position zu erkämpfen, sondern wir lehnen jede Form von Herrschaft ab und sind davon überzeugt, dass es – um es mit den Worten Carol Hanischs auszudrücken-, “keine persönlichen Lösungen gibt, sondern nur eine kollektive Aktion für eine kollektive Lösung.”
Ökologie
Da alle Bereiche vom Wachstumszwang der kapitalistischen Ökonomie betroffen sind, hält ein sogenannter grüner Kapitalismus in Bezug auf die ökologischen Fragen keine Antworten bereit. Beispielsweise ist mit Blick auf die Klimakrise die Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom CO2-Ausstoß, also “Grünes Wachstum”, keine realistische Option denn in einer endlichen Welt kann es nicht genug Ressourcen für unendliches Wachstum geben. Wir sehen auch hier, dass das profitorientierte Wirtschaften durch ein an den Bedürfnissen der Natur – deren Teil der Mensch ist – orientiertes Wirtschaften ersetzt werden muss.
Da es für uns ums Ganze geht, haben unsere Schwerpunkte stets einen Klassenbezug. Die Betonung der Klasse bedeutet jedoch nicht eine Verengung des Blicks allein auf wirtschaftliche Belange, sondern schließt den Kampf gegen gleich mehrere Ungerechtigkeiten der Gegenwart mit ein.
Arbeitskämpfe, Anarchafeminismus und Ökologie sind miteinander verwoben und daher Teilbereiche eines klassenkämpferischen Anarchismus.
Wie führen wir Kämpfe
Wir wollen als anarchistische Föderation in die Gesellschaft wirken. Dafür mischen wir uns in bestehende Basisbewegungen ein, was bedeutet, dass wir uns langfristig und kontinuierlich am Aufbau dieser Bewegungen beteiligen. Unsere Aufgabe ist es, in den sozialen Bewegungen die schon (im Kleinen) vorhandenen anarchistischen Prinzipien und Momente zu fördern oder (dort, wo sie noch nicht vorhanden sind) zu verbreiten. Das heißt, wir wirken als aktive Minderheit auf soziale Bewegungen ein, lenken die Bewegung jedoch nicht in ihrem Kurs oder führen sie an. Einwirken bedeutet für uns, durch Argumente (in Diskussionen), Ratschläge, Beispiele, Erkenntnisse und Praktiken Veränderungen in einer Person oder einer Gruppe von Menschen herbeizuführen.
Neben diesem Einfließen von anarchistischen Prinzipien ist unsere wichtigste Aufgabe, gemeinsam mit allen Beteiligten reale Gegenmacht in den sozialen Bewegungen aufzubauen und anwachsen zu lassen.
Durch dauerhafte, zuverlässige und effektive Mitarbeit (auf Augenhöhe), Zuhören und von-einander lernen, können wir Beziehungen zu Anderen in den sozialen Bewegungen aufbauen, Respekt und Vertrauen gewinnen und mit ihnen über Perspektiven und Positionen ins Gespräch kommen. Wichtig dabei ist ebenfalls, dass wir kein Geheimnis aus unserer Überzeugung und unseren Absichten machen und so das (ungewollte) Aufkommen einer Avantgarde-Rolle verhindern.
Wir entwickeln unsere Ideen mit den kämpfenden Menschen, nicht über sie hinweg.
Auf die Frage, wer die Welt verändern wird, antworten wir: Die, denen sie nicht gefällt!
English
Who we are
We demand social and political equality for all people – something that can only be achieved in an egalitarian society without classes or authoritarian rule. Such a society requires an economy based on needs that provides free access to all the goods created within it. It cannot function under the capitalist pressures of property, competition and the constant need to be profitable. A social revolution will be necessary to expropriate the means of production and make them available to everyone.
People can only meaningfully participate in social change if equal access is guaranteed. Once they have that, they can then volunteer for self-governing functions. We want both the economic equity and the autonomy of the individual that come along with self-management. In our opinion, only a person who feels they can be themselves without fear or force is truly free. In this spirit, we work to abolish all forms of discrimination and achieve freedom for everyone.
Solidarity in the sense of removing all social oppression cannot wait for a revolution to happen. We must make use of any and all opportunities to emancipate ourselves in the here and now, for example by fighting to improve the livelihoods of the wage-dependent class.
What we want
We are the Berlin chapter of the German anarcho-communist federation “Die Plattform”.
Being German doesn’t mean that our work stops at the national border, of course. We keep close contact with other groups across the world operating under the same or similar political beliefs. Together, we develop a shared theoretical framework to guide our political action, both international and local. We then use this framework as a starting point for strategic political practice, i.e. deliberately choosing how and where to support political and social struggles. The federation makes those decisions on the basis of solidarity and direct democracy.
As the Berlin chapter, we want to expand upon the existing anarchist urban culture which is mostly rooted in the well-known leftist subculture of the city. The other major existing contributors to local anarchist culture are communes or squats and radical groups with varying affinity for class struggle. We consider ourselves an additional piece of this puzzle and focus on showcasing anarchist ideas and practice by participating in social struggles.
Fortunately, we have a network of groups and initiatives working alongside us to embody a class-conscious, feminist anarchism. Together, we can more effectively fight for better living conditions for all of us.
Where we focus
Industrial Action
As wage-earners, we demand improved working conditions. That means better wages, fewer hours for the same wage, more paid time off, a right to strike, protection from being terminated, equal opportunities without any kind of discrimination, extensive measures for occupational health and safety, and financial safety for old age and illness.
We are a federation focused on class struggle, so we are not content with merely fighting for improvements. We want a radical re-structuring and re-organization of industrial production processes. Please consider joining the anarcho-syndicalist union FAU for local collective action.
Anarcha-Feminism
Our organization strives to overcome the suppression of people due to gender constructs and sexual orientation. Because we consider patriarchy and capitalism as inextricably linked, society can only be liberated if we get rid of both these systems of oppression. We also want more than individual emancipation of LGBTQIA+ (lesbian, gay, bisexual, transsexual, queer, intersexual, asexual) people within the existing capitalist system. That would achieve a better position for individuals – however, what we want is to abolish all forms of authority altogether. We believe that, in the words of Carol Hanisch: “There are no personal solutions at this time. There is only collective action for a collective solution“.
Ecology
Because a capitalist economy forces constant growth in all areas, any so-called “green capitalism” cannot provide answers to questions of ecology. Regarding the climate crisis, for example, de-linking economic growth from CO2 emissions (“green growth”) is not a realistic option since there aren’t enough resources for infinite growth in a finite world. This is yet another argument for replacing profit-oriented commerce with an economy guided by the needs of nature (and thus people).
We work on all of these focus areas with class consciousness in mind but that doesn’t mean that we only consider economic aspects. Our fight is intersectional, meaning against multiple injustices at the same time: industrial action, anarcha-feminism and ecology are interlinked and therefore components of anarchist class struggle.
How we fight
As an anarchist federation, it is our goal to influence society. To do that, we insert ourselves into existing movements, meaning we contribute to their goals long-term. Our mission is to strengthen existing anarchist principles in these organizations or introduce people to them if they haven’t been. We want to be an active minority showcasing anarchist ideas in those social movements but we don’t want to influence their course of action or serve as leaders in any way. Influence to us means bringing up anarchist arguments in discussions, sharing insights, providing examples or suggesting praxis to facilitate change in people’s attitudes.
Aside from embodying anarchist principles, our most important objective is to help create and embolden real countervailing power in these social movements.
By becoming long-term, dependable and effective contributors we can establish relationships with other activists. If we listen to them, learn from on another, earn their trust and respect, we can also discuss perspectives and positions. It is essential that we are open about our convictions and intentions, so as to avoid the assumption of an avant-garde role. We develop our ideas alongside other activists, not by going over their heads.
Who will change the world? Those who don’t like the way it is!
Where there is a will, there is a way.