Am 09.10. ist in Halle erneut das geschehen, wovor Antifaschist*innen immer gewarnt haben: Der Rechtsruck entlädt sich im Pogrom. Mindestens ein faschistischer Mörder (spätestens seit dem NSU gibt es genug Gründe bei solchen Einzeltäternarrativen vorsichtig zu sein) hat eine Synagoge, einen jüdischen Friedhof und einen Döner-Imbiss angegriffen.
Antisemitismus und Rassismus töten!
Der Fall zeigt ein weiteres Mal deutlich, wie nah der Menschenhass der “alten” und der “neuen” Rechten einander sind. Oder klarer, dass letzteres einfach ein Aufguss derselben alten, braunen Brühe ist.
Der Täter bezog sich auf die Verschwörungstheorie vom “großen
Austausch”, die insbesondere durch AfD-Anhänger*innen und Identitäre
verbreitet wird. Sie ist ein zentrales Narrativ der Rechten in
Deutschland sowie weltweit, nachdem ein angebliches “homogenes Volk”
durch Migration “ausgetauscht” würde. “Blut und Boden” lässt grüßen.
In diese wahnwitzige Geschichte integriert die extreme Rechte auch ihre
anderen Hassideologien. Auch der Feminismus und sexuelle Emanzipation
seien “Ideologien zu diesem Zweck”, da diese Frauen davon abhalten,
würden Kinder zu bekommen (wahlweise “sich als Gebärmaschinen samt
Mutterkreuz fürs Vaterland instrumentalisieren zu lassen”). Der Täter
von Halle ist jetzt noch einen Schritt gegangen, den viele “neue” Rechte
in Deutschland zumindest lieber (noch) nicht öffentlich gehen: Er hat
den Antisemitismus in dieses geschlossene Weltbild integriert. Innerhalb
der faschistischen Verschwörungsideologie ein quasi “logischer”
Schritt.
Für die Urheberschaft der angeblichen “Weltverschwörung zum
Bevölkerungsaustausch” werden wieder einmal Jüd*innen als Feindbild
herangezogen. Und schon landet die angebliche so “neue” Rechte wieder
bei den eliminatorisch-antisemitischen Ideen des Nationalsozialismus.
Antisemitische Ideologie ist eben auch dort weit verbreitet, wird aber,
um sich auf der politischen Bühne nicht unmöglich zu machen, kaum offen
geäußert.
Es hätte nicht soweit kommen dürfen. Zwei Menschen aus Halle sind tot. Viele mehr hätten in den Augen des Täters sterben sollen. Christchurch sollte seine Wiederholung nach einer Moschee in einer Synagoge finden! Und nein, dieser Angriff zielte nicht auf “unsere” angeblich “freie Gesellschaft”, dieser Angriff zielte auf Jüd*innen und People of Color.
Für uns ist klar: “Antisemit, das geht nicht unter Menschen” (Gustav Landauer)
Und immer und überall:
“Gegen jeden Rassismus!”
“Gegen jeden Antisemitismus!”
“Siamo tutti antifascisti!”
Wir sehen uns auf der “#unteilbar”-Demonstration am 13.10.19 um 13:00 Uhr auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte!